Blackberry informiert, dass es keine eigenen Smartphones mehr entwickelt wird und somit den früher größten Teil seines Geschäfts aufgibt. Es will aber weiter Smartphones vertreiben, deren Design und Bau Dritten übertragen wird. Die Meldung zitiert CEO John Chen mit der Erklärung: „Das Unternehmen plant, jede interne Hardware-Entwicklung zu beenden, und wird diese Funktion an externe Partner übertragen.“
Nach dem Abstieg von Nokia, dessen Namen inzwischen der chinesische Auftragsfertiger Foxconn für Mobiltelefone nutzt, endet damit ein weiteres Kapitel in der Geschichte dieser Technik. Blackberry-Geräte mit ihrer charakteristischen Tastatur waren vor rund zehn Jahren vor allem bei Nutzern beliebt, die unterwegs viele E-Mails schrieben.
Im Jahr 2009 war Blackberry mit rund 20 Prozent weltweitem Marktanteil der zweitgrößte Hersteller von Mobiltelefonen, hinter Nokia. Heute liegt sein Anteil unter einem Prozent. Auch ein letzter Versuch mit Android statt dem eigenen, QNX-basierten Betriebssystem Blackberry OS konnte das Interesse nicht mehr entscheidend beleben.
Die Ankündigung kommt mit Zahlen fürs zweite Quartal des Geschäftsjahrs, in dem Blackberry 372 Millionen Dollar Verlust schrieb – 71 Cent je Aktie. Vor einem Jahr waren es 51 Millionen Dollar Gewinn (24 Cent je Aktie) gewesen. Der Umsatz ging um ein Drittel auf 334 Millionen Dollar zurück. Analysten hatten im Schnitt 394 Millionen Dollar Umsatz und nur 5 Cent Verlust je Aktie erwartet.
Der 2013 ins Unternehmen gekommene CEO Chen glaubt schon lange, dass Blackberry allein mit Software überleben kann. „Wir erreichen einen Wendepunkt unserer Strategie“, sagt er jetzt. „Unsere finanziellen Grundlagen sind stark, und unser neuer Dreh- und Angelpunkt Software bewährt sich.“
Chen hatte Software immer in den Mittelpunkt gestellt und sich zunehmend vom Smartphone-Geschäft distanziert. Aufgrund der dort erzielten Umsätze war ein sofortiger Bruch vor drei Jahren aber wohl undenkbar. Selbst zuletzt generierten Smartphones noch 30 Prozent aller Einnahmen des kanadischen Unternehmens. Chen aber nahm kürzlich an der Vorstellung des Modells DTEK 50 als „sicherstes Android-Smartphone der Welt“ nicht einmal teil.
Das DTEK 50 ließ sich bereits als Hinweis auf die neue Strategie deuten: Es wird von Alcatel OneTouch gebaut und ist mit dessen Idol 4 auf der Hardwareseite nahezu identisch. Auch Foxconn baut seit Jahren Blackberry-Geräte. Und personell hat sich Blackberry ebenfalls längst umgestellt: Der für die Android-Geräte zuständige Veteran Ron Louks hat das Unternehmen nach dem Scheitern von Modellen wie dem Priv im Mai verlassen. Als Nachfolger wurde Ralph Pini berufen, der zuvor für Funkchips zuständig war.
Chens Sanierungsprogramm korrigierte letztlich die Fehler seines Vorgängers, des früheren Siemens-Managers Thorsten Heins. Dieser hatte geglaubt, mit Touchscreen-Geräten mit dem Betriebssystem Blackberry 10 auch bei Heimanwendern reüssieren zu können.
[mit Material von Roger Cheng, News.com]
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