Lamphone: Forscher hören Gespräche mithilfe von Glühbirnen ab

Schallwellen versetzen Glühbirnen in Schwingung. Die Vibrationen lassen wiederum das Licht flackern. Die Forscher erfassen das Flackern mit einem Teleskop und einem optischen Sensor und rekonstruieren daraus Schallwellen.

Forscher haben eine neue Technik entwickelt, um Unterhaltungen oder die Wiedergabe von Audioaufnahmen zu rekonstruieren, indem sie die Vibrationen einer Glühbirne erfassen. Das Lamphone (PDF) genannte Verfahren beruht auf dem Prinzip, das Objekte „vibrieren“, wenn Schallwellen auf ihre Oberfläche treffen.

Glühbirne (Bild: ZDNet.de)Ihrem Forschungsbericht zufolge führen die Vibrationen bei Glühbirnen dazu, dass das abgegebene Licht leicht flackert. Was das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann, lässt sich indes mit sehr leistungsfähigen Sensoren erfassen. Sie können die schwachen Vibrationen aufzeichnen und mithilfe eines Algorithmus das Muster der Schallwellen rekonstruieren, die zuvor auf die Oberfläche der Glühbirne getroffen sind.

Voraussetzung für die neue Abhörtechnik ist, dass eine Glühbirne eingeschaltet und in direkter Sicht des Angreifers liegt. Unterhaltungen in Räumen ohne Fenster sind also automatisch geschützt. Aber auch Hindernisse wie Lampenschirme, die eine Glühbirne vollständig verdecken machen das Abhören per Lamphone unmöglich – es muss also eine mindestens zum Teil unverhüllte Glühbirne vorhanden sein.

Sind die Voraussetzungen erfüllt, werden ein Teleskop und ein optischer Sensor benötigt, um die Lichtschwankungen zu erfassen. Das Abhören kann also auch aus einer größeren Entfernung erfolgen. Bei für ihren Forschungsbericht ausgeführten Tests ließen sich Unterhaltungen aus einer Entfernung von 25 Metern wiederherstellen. „Der Abstand lässt sich mit der richtigen Ausrüstung (größeres Teleskop, 24/32-Bit-Audiowandler) noch vergrößern“, erklärten die Forscher.

Die Technik ist nicht auf das Abhören von Gesprächen beschränkt. Lamphone erfasst den Forschern zufolge auch Geräusche in einem Raum wie Musik. Allerdings muss ein gewisser Schallpegel erreicht werden, damit das Glas einer Glühbirne in Vibration versetzt wird.

Ähnliche Verfahren nutzen mobile Sensoren von Smartphones oder Videoaufnahmen, um Gespräche aus der Ferne abzuhören. Lamphone bietet den Forschern zufolge jedoch den Vorteil, dass ihr Angriff passiv ist und keinen Zugriff auf ein mobiles Gerät benötigt wird. Auch werden keine großen Computing-Ressourcen benötigt, wie es beispielsweise beim Abhören über Videoaufnahmen erforderlich ist.

Ein klarer Nachteil ist jedoch, dass Lamphone nicht mit allen Glühbirnen funktioniert. Außerdem können technische Eigenschaften der Glühbirne wie die Dicke des Glases sowie die Menge des abgegebenen Lichts die Qualität der Aufnahmen einschränken.

Ihr Ergebnisse werden die Forscher, die an der Ben-Gurion University of the Negev sowie am Weizmann Institute of Science arbeiten, im August auf der Sicherheitskonferenz Black Hat vorstellen. Schon jetzt kann ihr Bericht mit dem Titel „Lamphone: Passive Sound-Wiederherstellung in Echtzeit aus Vibrationen von Glühbirnen“ heruntergeladen werden.

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1 Kommentar zu Lamphone: Forscher hören Gespräche mithilfe von Glühbirnen ab

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  • Am 23. Juni 2020 um 21:10 von Sonderberichterstatter

    Das mit der „Glühbirne“ ist ja nun etwas irreführend. Gemeint ist wohl ein sog. Leuchtmittel, also durchaus eine LED. Auch fragt man sich, warum eine solche Lichtquelle nun flackert, wenn sich Leute in einem Raum unterhalten oder Musik hören. Es geht wohl um den Schall, der den Leuchtkörper zu Schwingen anregt. Aber welcher Effekt hier messbar ist, das bleibt im Unklaren. Ist es die Leuchtdichte (der ohnehin mit 50Hz flackernden Lichtquelle), die mit dem Quadrat der Entfernung ja abnimmt? Oder ist es eine Farbverschiebung durch den Dopplereffekt? Oder gar wss richtig Esotherisches? Das jedenfalls wäre doch interessant gewesen zu recherieren, statt von Glühbirnen zu schreiben, die zumindest hierzulande längst abgeschafft sind.

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