„Wir werden einen offenen Marktplatz bauen“, hat CEO Léo Apotheker gestern während einem Analystentreffen in San Francisco HPs neue Strategie umschrieben. Dieser Marktplatz soll sowohl Anwendungen für Endanwender als auch Unternehmen umfassen. Hinsichtlich Software will Apotheker HP auf Management und Security, Information Management, Analytics und Cloud Computing ausrichten. „Wir bewegen uns dabei zunehmend auf Software-as-a-service-Modelle zu“, so Apotheker. Als Beispiele nannte er unter anderem Software für Digitalisierung und Flugticketbuchungen.
HP will zudem mit großen transaktionalen Systemen kooperieren. Diese Ankündigung weist darauf hin, dass HP die Angebote von SAP und Oracle künftig sozusagen als die Klempnerarbeit der Software verstanden wissen will. Laut Apotheker werde sich HP selbst auf Analytics konzentrieren. Der Bereich wird dann als Krönung der lediglich darunterliegenden Standardsoftware der etablierten Anbeiter gesehen.
HP entdeckt Analytics neu
Auch nach Apothekers Strategievortrag bleiben bei HP noch einige wichtige Fragen offen (Bild: HP).
Der CEO begründete den neuen Fokus damit, dass HP hier einen gewaltigen Sprung nach vorne machen könne, weil es nicht Gefahr laufe, bestehendes Geschäft zu kannibalisieren. Apotheker wies in dem Zusammenhang auf die kürzlich angekündigte Übernahme von Vertica hin. Damit werde HP ein Anbieter von Business Intelligence mit Fokus auf riesigen Datenmengen – strukturierten und unstrukturierten Daten sowie jedweder Mischung davon. Dass man nur lediglich deshalb kein „Legacy Business“ in diesem Umfeld hat, weil die einst mit viel Getöse gestartete Plattform Neoview kläglich gescheitert ist und im Januar dieses Jahres endgültig zu Grabe getragen wurde, erwähnte Apotheker an dieser Stelle wohlweislich nicht.
Unbestritten ist, dass HP mit Vertica ein interessantes Unternehmen übernommen hat. Dessen Gründer, Michael Stonebraker, ist zuvor unter anderem als Gründer von Ingres und StreamBase Systems in Erscheinung getreten. Außerdem war er CTO bei Informix und hat PostgreSQL mitentwickelt. HP plant Appliances mit Vertica-Software an Bord entweder im Half- oder Full-Rack-Format anzubieten, sobald die Transaktion abgeschlossen ist. Die Vertica-Software soll aber dennoch weiterhin auch als Lizenz und als Cloud-Dienst vermarktet werden.
Komplett ist das HP-Portfolio für Busienss-Intelligence damit aber noch lange nicht. Apotheker sagte, man verfolge eine „disziplinierte Akquisitionsstrategie“. Unklar blieb, wie viele Puzzleteile HP zusammenfügen muss oder will, um seine Vision vom BI-Player zu vollenden. Auch wie die kürzlich angekündigte BI-Kooperation mit Microsoft ins Bild passt, wurde nicht ausgeführt.
Zwischen den Zeilen von Apothekers Vortrag könnte man jedoch heraushören, dass der schon öfter als Übernahmeziel gehandelte Spezialist Teradata ein Kandidat ist, mit dem HP spricht, um einen großen Schritt nach vorne zu machen. Der wäre allerdings auch notwendig, denn die Wettbewerber in diesem Feld – IBM, SAP, Oracle, und seit der Übernahme von Greenplum zumindest auf dem Papier auch EMC sind schon wesentlich länger und sehr erfolgreich in dem Feld tätig, dass sich HP erst noch erschließen will.
Ein anderer Teil der neuen HP-Strategie dreht sich um den Zugang zu Informationen. Darüber spricht der Konzern schon länger, die feinen Unterscheide werden jedoch in den bei dem Analystentreffen verteilten Unterlagen deutlich: HP arbeitet ausschließlich mit den Begriffen Cloud, Connectivity, Digitalisierung, Security und Services. Von profanen Dingen wie Druckern und PCs ist darin gar nicht mehr die Rede. Stattdessen will man eine „nahtlose, sichere, kontextsensitive Nutzererfahrung für die vernetzte Welt“ bieten. Das klingt gut, sagt aber nicht viel aus.
Laut Apotheker suchen HP-Kunden nach einer einfachen, eleganten Technologie, um der Verschmelzung der Märkte für Privatanwender und Großunternehmen zu entsprechen. „Im Herz all dessen stehen Cloud Computing und Connectivity“, so Apotheker. HP will sich dabei als Reiseführer anbieten, um Firmen den Weg zur Optimierung des traditionellen Technologie-Stacks für die Anforderungen der Zukunft aufzuzeigen. In dem Zusammenhang grub der HP-CEO auch die Argumente seines Vorgängers Mark Hurd noch einmal aus, der ebenfalls wiederholt vom „traditionellen Technologiestack“ gesprochen hatte.
Acht Kernpunkte von Apothekers Plan
Allerdings wandelte Apotheker Hurds Argumentation etwas ab und positioniert HP eher als Anbieter von Services und Integrationsleistungen, der Technologie von herkömmlichen bis zu mobilen Geräten weiterentwickeln und in die Cloud bringen kann. Dazu hat er acht, teilweise aufgewärmte, teilweise neue, Schlüsselfaktoren aufgezählt, mit denen HP punkten will:
- HP wird WebOS auf unterschiedliche Geräte bringen – ab 2011 zum Beispiel auf alle seine PCs. „WebOS wird eine Benutzeroberfläche für die Nutzung im privaten Umfeld, sowie in kleinen und großen Firmen bieten“, so Apotheker.
- PCs und Drucker werden nicht verschwinden. „Menschen benutzen PCs und Drucker gerne,“ sagte Apotheker. „Traditionelle Technologie ist ein Bereich mit hoher Wertschöpfung für uns“.
- HPs ist bereits heute gut für die Zukunft aufgestellt. Diese Aussage steht etwas im Gegensatz zu den Absichtsbekundungen, bei BI-Software zukaufen zu wollen.
- HPs neuer Technologiestack umfasst vernetzte Geräte, den Open-Cloud-Marktplatz, Cloud-Services, Plattform-Services und hybride Infrastruktur.
- Unternehmen werden in absehbarer Zukunft hybride Technologie nutzen – für Apotheker heißt das Cloud- und eigene Infrastruktur.
- Der Service-Bereich soll dazu dienen, HP als vertrauenswürdigen Partner zu etablieren.
- Im Rahmen seiner Cloud-Strategie wird HP „in naher Zukunft“ Cloud-Dienste und ein Public-Cloud-Angebot vorweisen können.
- Security soll als integraler Bestandteil aller zuvor genannten Punkte diese erst ermöglichen.
Im Anschluss an Apothekers Vortrag präsentierten noch eine ganze Reihe von HP-Managern zu Teilbereichen. Interessantes Detail: HPs PC-Chef Todd Bradley sprach dabei ausschließlich über Connectivity. PCs wurden auf den offiziellen Dokumenten nirgends erwähnt. Angesichts der trotz steigender Absatzzahlen nur schwach zunehmenden Erlöse und der Alltäglichkeit des PC-Geschäfts ist das auf einem Analystentreffen aber durchaus verständlich. Als Hinweis, der die Spekulationen um einen möglichen Verkauf der PC-Sparte untermauern würde, darf man das nicht werten.
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