Der insolvente Netzwerkausrüster Nortel hat 666.624 bisher auf ihn registrierte IPv4-Adressen an Microsoft verkauft, wie unter anderem DomainIncite unter Berufung auf Gerichtsunterlagen (PDF) zum laufenden Insolvenzverfahren des kanadischen Unternehmens berichtet. Insgesamt zahlt Microsoft 7,5 Millionen Dollar, also 11,25 Dollar pro Adresse. Das Geld dürfte direkt an Nortels Gläubiger gehen.
470.016 der 666.624 Adressen kann Microsoft sofort nutzen. Die restlichen 196.608 sind den Unterlagen zufolge noch in Gebrauch und stehen dem Unternehmen erst später im Jahr zur Verfügung.
Unternehmen müssen bei Transfers von IPv4-Adressen einen Bedarf nachweisen und dürfen die so erhaltenen Adressen innerhalb von zwei Jahren nicht weiterverkaufen. Allerdings ist nicht sicher, dass sich alle an diese Vereinbarung halten. Werden Adressen unter der Hand weitergegeben, weil es bei den Registraren keine freien mehr gibt, ist es diesen unmöglich, ihre Datenbanken auf dem aktuellen Stand zu halten.
Im Februar hatte die für die weltweite IP-Adressverwaltung zuständige Internet Assigned Numbers Authority (IANA) mitgeteilt, dass alle 256 IPv4-Adressblöcke in Kürze vergeben sein werden. Jeder der sogenannten „Schrägstrich-8“- oder „/8“-Blöcke umfasst fast 17 Millionen Adressen.
IPv4 wurde 1980 eingeführt und basiert auf einer Adresse mit 32 Nummern, wodurch maximal 4,3 Milliarden Kombinationen möglich sind. Der Nachfolgestandard Internet Protocol Version 6 (IPv6) verwendet 128 Nummern, sodass 340 Sextillionen Adressen vergeben werden können. Eine Sextillion ist eine Zahl mit 36 Nullen.
Am 8. Juni 2011 wird ein großer, weltweiter Feldtest zu IPv6 stattfinden. An diesem Tag sind viele große Websites auch über den neuen Standard abrufbar.
Nortel hatte sich im Januar 2009 für zahlungsunfähig erklärt und Gläubigerschutz beantragt. Seitdem hat das kanadische Unternehmen mehrere Geschäftsbereiche verkauft. Der Wireless-Sparte folgte Mitte September 2009 der Enterprise-Solutions-Bereich, der für 900 Millionen Dollar an Avaya ging. Ende Oktober 2009 übernahm Hitachi Teile des LTE-Geschäfts, im März 2010 Genband die VoIP-Sparte. Im gleichen Monat schloss Ciena den Kauf von Nortels Netzwerkgeschäft ab. Zuletzt hieß es, Apple, Google, Motorola und Research In Motion wollen an einer Versteigerung von rund 4000 Nortel-Patenten teilnehmen, deren Gesamtwert eine Milliarde Dollar übersteigen soll.
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