Schweden untersucht Interessenkonflikt im Pirate-Bay-Prozess

Die zunächst zuständige Richterin war Mitglied eines Urheberrechtsverbands. Auch der zweite Kandidat ist möglicherweise befangen. Gerichtspräsident Fredrik Wersäll will die Ermittlungen in den nächsten Wochen abschließen.

Wie die schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter berichtet, untersuchen die Justizbehörden des Landes einen möglichen Interessenkonflikt des Richters im Pirate-Bay-Prozess. Demnach musste Gerichtspräsident Fredrik Wersäll die zunächst berufene Richterin Ulrika Ihrfeldt von der Untersuchung abziehen, da sie Mitglied im schwedischen Urheberrechtsverband war.

Auch Wersälls zweiter Kandidat, Richter Anders Eka, räumte gegenüber der Tageszeitung ein, er sei möglicherweise befangen. Eka steht in Verbindung zum Stockholm Center for Commercial Law, einem Forschungsinstitut an der Universität Stockholm, an dem die beiden Klägeranwälte Monique Wasted und Peter Danowsky beteiligt sind.

Einem Bericht der schwedischen Nachrichtenagentur TT zufolge bezeichnete Wersäll die Untersuchung des möglichen Interessenkonflikts im Pirate-Bay-Prozess als eine vorrangige Aufgabe. Die Ermittlungen sollen innerhalb der kommenden Wochen abgeschlossen sein.

Im April hatte Richter Tomas Norström die Betreiber des Torrent-Trackers „The Pirate Bay“ zu einjährigen Haftstrafen und Schadenersatz verurteilt. Danach war bekannt geworden, das Norström Mitglied mehrerer Organisationen ist, die in Schweden eine Verschärfung des Urheberrechts fordern. Die Verteidiger der vier Beklagten hatten daraufhin die Berufung gegen das Urteil auch mit der Befangenheit des Richters begründet und eine Neuverhandlung gefordert.

Themenseiten: Gerichtsurteil, Internet, Tauschbörse, Urheberrecht

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